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Was ist der beste Honig?

Geposted von Siegfried Neubauer am

Die häufigste Frage im Geschäft hört man täglich, vor allem von Kunden die keinen echten Bezug zu Bienen oder Honig haben. Sie fragen nach dem besten Honig. Welcher ist der beste Honig? Dabei scheint Geld keine Rolle zu spielen, denn anders als preisbewusste Kunden beim Diskonter sind diese Honigfans gerne bereit tiefer in die Brieftasche zu greifen. Da darf das Glas Honig schon auch zehn, fünfzehn oder mehr Euro kosten.

So richtig definieren lässt sich allerdings der Begriff "beste" aber nicht wirklich, denn ob der Honig top ist oder nicht entscheidet erst der Geschmackstest. Und nur dann schmeckt der Honig oder eben nicht.

Anders sieht die Sache im Labor aus, da kann ganz genau gemessen werden wie hoch der Wassergehalt im Honig ist und wie viele Pollen von welcher Pflanzenart im Honig vorhanden sind. Auch ob der Honig gepanscht, falsch etikettiert oder aufgezuckert worden ist, lässt sich mit einigem Aufwand labortechnisch feststellen. Die Zunge und der Geschmacksinn des Menschen können solche Analysen leider nicht erledigen.

Sehr oft bezieht sich die Frage nach dem Besten auch - oder vor allem - auf den Gesundheitsaspekt. Viele Kunden wollen mit dem besten Honig gleichzeitig den "gesündesten" Honig kaufen. Ist Blütenhonig gesünder als Waldhonig? Ist Manuka-Honig so gesund wie meine Nachbarin erzählt hat? Kann Honig eine Krankheit heilen und wenn ja, welchen Honig muss ich nehmen? Auch nach einer Chemotherapie kommen viele Menschen mit dem Wunsch gesunden Honig kaufen zu wollen. Man weiß, dass Honig positive Eigenschaften auf den Körper haben kann, aber die gesicherten Erkenntnisse über die Wirkung von Honig halten sich leider in Grenzen. Ab und zu tauchen Studien auf, die belegen sollen, dass Honig bei Erkältungen und Grippe helfen kann. Auch bei der Wundheilung ist man sich sicher, dass Honig den Heilungsprozess beschleunigen kann. Aber alles darüber hinaus geht ins Mystische. Auch wenn unter Laborbedingungen dies und das erreicht werden kann, lässt sich die erhoffte Wirkung von Honig nicht eins zu eins auf Menschen übertragen. Vor allem Slogans wecken unerfüllbare Erwartungen an den Honig wie Antibakteriell, Antiviral, Anti-Corona und ähnliche Dinge. Das ist übrigens auch der Grund wieso EU-weit mit gesundheitsbezogenen Angaben nicht für Lebensmittel wie Honig geworben werden darf. Die Behörde (zumindest das Magistrat hier in Wien) schaut bei Kontrollen ob mit Gesundheitsangaben oder Heilungsversprechen geworben wird und es gibt Abmahn-Vereine und Anwälte die im Namen des Konsumentenschutzes die Unterlassung fordern können. Das kann beispielsweise für einen Imker der mit "gesundem Honig" im Internet wirbt sehr teuer werden.

Also gehen wir wieder zurück zur Ausgangsfrage nach dem besten Honig und müssen feststellen, dass wir unser Augenmerk tatsächlich auf den Genuss richten sollten. Denn über guten Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, auch nicht mit einem Anwalt.

Wir, die wir täglich Honig probieren dürfen, haben natürlich unsere Favoriten und bevorzugten Honigsorten. Unsere Rangliste (rein subjektiv) der besten Honige schaut momentan so aus:

1. Blüten Bio-Honig vom Weingut Wien Cobenzl: roher Honig in Bioqualität, nur einmal im Jahr geerntet, Bienenstände oberhalb der Stadt in den Weinbergen, starker, süßer Geschmack, am Anfang noch flüssig, aber nach wenigen Tagen beginnt der Honig fest zu werden und die Farbe zu ändern.

2. Lavendelhonig aus Frankreich: weißer, cremiger Blütenhonig vom Lavendel in der Provence mit himmlisch guten Geschmack, behält lange seine Konsistenz und ist ideal als Frühstücksaufstrich. Leider ist Lavendelhonig in Österreich selten zu erhalten, vor allem in Supermärkten kaum zu kaufen und daher teurer als gewöhnlicher Blütenhonig.

3. Kastanienhonig aus dem Piemont: dunkelbrauner, zähflüssiger, sehr kräftiger Blütenhonig von Edelkastanien die in Top-Qualität im Piemont wachsen. Dieser Kastanienhonig ist nicht süß, im Gegenteil er ist herb und hat einen nussigen Abgang. Der Geschmack bleibt lange im Mund erhalten. Diesen Honig verwenden wir zum Süßen von Salaten und als Begleitung zu Mozzarella oder Feta Käse.

Und natürlich gibt es auch Schlusslichter beim Honig, also Honig den wir nicht unbedingt brauchen, schätzen oder gar zu Hause verwenden würden (wieder rein subjektiv betrachtet):

1. Buchweizenhonig, egal ob fest oder flüssig, egal ob aus Österreich oder Osteuropa, der Geruch reicht völlig aus um den Appetit auf Honig zu verderben

2. Akazienhonig, immer flüssig mit einer hellen Farbe und einem leicht grünlichen Schimmer, aber leider völlig geschmacklos und daher für Gourmets nicht zu gebrauchen

3. Löwenzahnhonig, hat immer eine feste bis cremige Konsistenz und leider einen etwas käsigen Geschmack. Dieser echte Frühjahrsblütenhonig vom Löwenzahn hat nichts mit den oft angebotenen Löwenzahnsirup zu tun, der falsch deklariert als Honig bezeichnet wird.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich diese Rangliste jederzeit ändern kann. Vor einigen Jahren hätten wir unter anderem Presshonig ganz weit vorne gesehen. Wie auch immer, die Suche nach dem besten Honig führt über den Geschmack. Aus dem Grund laden wir Sie ein, sich selbst ein geschmackliches Bild vom Honig zu machen. Und zwar am besten bevor Sie den Honig kaufen, denn niemand kauft gerne die Katze im Sack. Einige Kostproben stehen immer bei uns bereit, fragen Sie beim nächsten Besuch im Geschäft nach einer Verkostung und machen Sie sich selbst ein Bild vom besten Honig.